Die Stadt Bad Pyrmont ist eine Kurstadt im Landkreis Hameln-Pyrmont und befindet sich im südlichen Niedersachen. Die Fläche von Bad Pyrmont beträgt 62 km², die Einwohnerzahl etwa 20.000 (Sommer 2023, Quelle: Stadt Bad Pyrmont). Bad Pyrmont hat durch unser Büro eine gesamtstädtische Klimaanalysekarte mit dazugehöriger Planungshinweiskarte mit Planungsempfehlungen erstellen lassen. Außerdem wurde eine umfangreiche Messkampagne durchgeführt, eine Vulnerabilitätsanalyse und Mikroklimaanalysen angefertigt um die quantitative Wirkung von Maßnahmen zu erfassen.
Das vorliegende Kartenmaterial bietet die Voraussetzung, auf klimatische Belastungssituationen planerisch zu reagieren und zukünftige Planungsprozesse im Sinne einer klimabewussten Ausrichtung zu begleiten. Unter entsprechenden Fragestellungen können die Karten hilfreiche Informationen bieten (z.B. Kaltluftabfluss) bzw. kann die Klimaanalysekarte Fragestellungen zu klimatischen Wechselwirkungen im mesoklimatischen Maßstab beantworten.
Ziel der Klimaanalyse ist es, die Stadt Bad Pyrmont in der Ist-Situation zu analysieren, um Grundlagen für die räumliche Interpretation zur Klimawirkung von Vegetation, Baudichten bzw. Bauhöhen etc. zu erhalten, womit flächenbezogene Aussagen ermöglicht werden.
Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung liegt in Bad Pyrmont über dem Durchschnitt des Landkreises und des Bundeslandes, auch aufgrund der Bedeutung der Stadt als Kur- und Gesundheitsstandort. Hitzevulnerable Gruppen wie ältere Personen mit eingeschränkter Gesundheit und Menschen mit (Vor-)Erkrankungen sind deshalb überproportional in der Stadt Bad Pyrmont präsent.
Basis für die Darstellung der Karten bilden dabei die aktuelle Fassung der VDI-Richtlinie 3787 Blatt 1: 2015-09 (Umweltmeteorologie - Klima- und Lufthygienekarten für Städte und Regionen).
Eine Klimaanalysekarte stellt die räumlichen Klimaeigenschaften einer Bezugsfläche dar, die sich aufgrund der Flächennutzung und Topografie einstellen. Dargestellt werden darin die thermischen und dynamischen Verhältnisse.

Im Sommer 2023 wurde eine Messkampagne im Stadtgebiet Bad Pyrmont durchgeführt, welche zur Validierung und zur Kalibrierung der Modellergebnisse diente, sodass möglichst reale Aussagen zu den klimaökologischen Funktionen und Wechselwirkungen generiert werden konnten.
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Das Messprogramm besteht aus unterschiedlichen Bestandteilen und umfasst alle relevanten Parameter, die in der angewandten Stadtklimatologie für die Erstellung von Klimaanalysekarten und Planungshinweiskarten von wesentlicher Bedeutung sind. Der Messaufbau bestand aus stationären Messungen und einer zeitlich und räumlich hochaufgelösten Messfahrt bei geeigneter Wetterlage. Die Methodik folgt VDI 3785 Blatt 2 „Umweltmeteorologie: Methoden bodengebundener Stadt- und Standortklimamessungen mit mobilen Messsystemen“ und Berechnung der Indizes nach VDI 3787 Blatt 2 „Methoden zur human-biometeorologischen Bewertung der thermischen Komponente des Klimas“.
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Auf der Basis der Klimaanalysekarte sowie relevanten Themenkarten der Stadt Bad Pyrmont wurden außerdem Planungsempfehlungen für das gesamte Stadtgebiet abgeleitet und in der Planungshinweiskarte dargestellt.
Die im Analyseprozess gewonnen Erkenntnisse werden dabei so formuliert, dass sie unmittelbar in stadtklimatische Planungsprozesse der Regional-, Flächennutzungs- und Bauleitplanung Eingang finden können. Damit können diese Karten im Planungsprozess Verwendung finden, ohne besondere Fachkenntnisse hinsichtlich lokalklimatischer Belange vorauszusetzen. Sollten diese Informationen für die jeweilige Fragestellung nicht ausreichend sein, ist stets der vertiefende Blick in die Klimaanalysekarte empfehlenswert. Die in der Klimaanalysekarte dargestellten Informationen geben Rückschluss auf die Zuordnung der Planungshinweise.
Die Umsetzung folgt den Vorgaben der VDI-Richtlinie 3787 Blatt 1 und sieht grundsätzlich zwei übergeordnete Hinweistypen vor: „Ausgleichsräume“ in Form von Grün- und Freiräumen sowie „Lasträume“ in Form von Siedlungsflächen (bebaute Gebiete).
Die bewertenden Stufen der Planungshinweiskarte beinhalten Hinweise bezüglich der klimatischen Empfindlichkeit von Flächen gegenüber nutzungsändernden Eingriffen oder Bebauungsänderungen.

Um für heutige Planungsprozesse eine klimabewusste und zukunftsfähige Ausrichtung zu realisieren, müssen Kenntnisse vorhanden sein, in welche Richtung sich die klimatologischen Trends entwickeln und welche Auswirkungen diese auf den konkreten Planungsraum haben werden.
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Um diesen Trend der wahrscheinlich eintretenden Veränderungen zu veranschaulichen, wurde aufbauend auf der detaillierten Klimaanalysekarte der Ist-Situation ein Szenario für die mittlere Zukunft entwickelt. Als Eingangsdaten wurde auf Ergebnisse von EURO-CORDEX (Coordinated Downscaling Experiment - European Domain) zurückgegriffen. Ausgangsbedingung ist dabei das RCP-Szenario RCP8.5. Dargestellt wird die mittlere Zukunft mit dem Zeitraum 2020–2051. |
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Als besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wurden bei diesem Analyseschritt kleine Kinder (0–6 Jahre) und ältere Menschen (über 65 Jahre) gewählt, da diese besonders sensibel auf klimatische Extreme reagieren. Dabei bildet die Klimaanalysekarte die Ausgangslage der folgenden Analyseschritte. Der klima-tische Einfluss wird durch die Klimawirkung der Klimatope beschrieben. Das räumliche Vorkommen klimatischer Extreme (Klimatop „Moderate Überwärmung“ und „Starke Überwärmung“) beschreibt die Anwesenheit besonders belasteter Stadtgebiete.
Zum Schutz der besonders sensiblen Bevölkerung sollten die Gebiete mit einer hohen Betroffenheit priorisiert werden, um gezielte Planungs- und Umsetzungsstrategien zu definieren. Dabei sind solche Wahlbezirke als besonders relevant zu bewerten, die potenzielle Überwärmungsgebiete mit einem hohen Anteil vulnerabler Gruppen beinhalten.
Die vorliegende Fließpfad- und Senkenanalyse der Stadt Bad Pyrmont konnte im Zuge der Bearbeitung ebenfalls genutzt werden, sodass die Hauptinformationen dieser Analysen in eine synthetische Planungshinweiskarte „Hitze & Starkregen“ aufgenommen werden konnten. Diese beiden klimawandelbedingten dringenden Themen wurde bisher noch nicht in einem Kartenwerk kombiniert, bieten aber in den Hinweisen und Empfehlungen zur Klimawandelanpassung viele Parallelen, sodass ein großer Mehrwert bei einer gemeinsamen Betrachtung entsteht.
Grundlage für die Ableitung der Planungshinweiskarte bildet die Klimaanalysekarte der Stadt Bad Pyrmont. Grundlage für den Themenbereich „Starkregen“ bilden eine Fließpfad- und Senkenanalyse des Hochwasserkompetenzzentrums Niedersachsens für die Stadt Bad Pyrmont vom Mai 2023.

Ausgehend von der gesamtstädtischen Klimaanalyse für die Stadt Bad Pyrmont 2023 wurde eine Detailuntersuchung durchgeführt. Diese Analyse zeigte das Potenzial und die Wirksamkeit möglicher Klimawandelanpassungsmaßnahmen auf. Dazu wurde die mesoklimatische Analyse der Gesamtstadt auf der mikroskaligen Ebene untersucht, um die Wirkung einzelner Pflanzaktionen, Entsiegelungsmaßnahmen oder Verschattungselementen quantifizieren zu können. Es wurden das Windfeld, PET und die nächtliche Lufttemperatur analysiert und Optimierungsempfehlungen zu Anpassungsmaßnahmen gemacht.
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| Links: Bioklima (PET) um 14h ohne Klimaanpassungsmaßnahmen. | Rechts: Bioklima (PET) um 14h mit Klimaanpassungsmaßnahmen. |
Unter Klimaanpassung | Stadt Bad Pyrmont (stadt-badpyrmont.de) finden Sie Informationen zum aktuellen Stand der Klimaanpassung in der Stadt Bad Pyrmont.